possible movement

Weggelassen. Eine Tanzperformance zum Thema Stille

Ein Galerieraum. An einer Wand steht ein Zeichner und beginnt eine Linie zu zeichnen. An einer anderen Stelle im Raum überträgt eine Tänzerin die Bewegung der Linie in ihren Körper. Gegenüber erzeugt ein Musiker Klänge mit verschiedenen Instrumenten. Er sucht nach einer Tonfolge, die nicht abreißt, wie die Linie. Plötzlich unterbrechen alle die Kontinuität ihrer Linie. Wo bisher Bewegung, Klang und Graphik war, ist nun Stille. Dann beginnt eine neue Bewegung ...

So wird im Tanz aus der zweidimensionalen Linie der Zeichnung eine dreidimensionale Raum-Form, die in der Musik wiederum zur Zeit-Form wird, wobei alle zur Form gewordenen nur durch die Pause oder Stille aus der sie hervorgehen sind und in die sie zurückführen, sichtbar werden.

In der Pause beginnen wir zu hören, zu sehen, unser Gewicht zu spüren und uns zu erinnern. Der ganze Raum wird dabei zum Archiv der vorangegangenen Aktionen. Alle abgelegten Formen werden in der Erinnerung in eine neue Ordnung gebracht und sind der Ausgangspunkt jeder neuen Bewegung.

 

Seit zwei Jahren untersucht die Künstlergruppe possible movement in einer künstlerischen Recherche die Berührungspunkte zwischen Tanz, Musik und Bildender Kunst. Im Salon-K untersuchen sie die Stille.

Welche Rolle spielt die Stille im Tanz, in der Musik oder in der Zeichnung?

Dabei wird die Aufmerksamkeit auf Anfänge und Enden von Bewegung, Klang und Linie oder Form gelenkt. Also auf die Leere aus der die verschiedenen Bewegungen kommen und in die sie letztlich zurück führen.

 

 

Zeit: Samstag, den 20. August 2011, 19 Uhr 

Ort: Ladenlokal, Residenzstraße 156, 13409 Berlin

Verkehrsverbindung: U8, Residenzstraße

Dauer: ca. 1 Stunde

 

possible movement

 

2009 begann mit der Recherche zur Performance lost among notations die Zusammenarbeit zwischen der Choreografin Claudia Garbe, dem Komponisten Daniel Vezza, dem Zeichner Ingolf Watzlaw und der Tänzerin und Dokumentatorin Johanne Castillo-Bro.

Angetrieben von der Frage, was Notation, Dokumentation, Erinnerung, Interpretation, Werk und Komposition in Tanz, Musik und Bildender Kunst miteinander zu tun haben, entwickeln sie seither eine Form der performativen Kommunikation zwischen den Künsten.

Dabei nutzen sie den gemeinsamen künstlerischen Austausch, um von den anderen Kunstformen zu lernen und die eigene Perspektive zu erweitern.

In dieser Art des Zusammen-Kommens und Zusammen-Machens liegt auch das politische Anliegen von possible movement.

Unabhängig von Markt und Produktion geht es um das utopische Vorhaben, sich zu begegnen und zu öffnen, um etwas entstehen zu lassen, anstatt zu annektieren, anzueignen und zu kontrollieren.

 

Ingolf Watzlaw (Zeichnung + Raum) - studierte Architektur in Dresden, St. Louis und Lissabon sowie Bühnenbild in Berlin. 

Als Bühnen- und Kostümbildner war er für das Stadttheater Hildesheim und verschiedene freie Tanz- und Theaterproduktionen tätig. Von 2003 bis 2008 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Architekturfakultät der BTU Cottbus und beschäftigte sich mit der Erforschung und Vermittlung der Schnittstellen zwischen Raum, Bild, Grafik und menschlichem Körper sowie mit den medialen Besonderheiten von Entwurfsprozessen.

Er lebt und arbeitet als freier Künstler, Grafiker und Szenograf in Berlin.

 

Claudia Garbe (Choreographie) - studierte erst Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim und Wologda (Russland) und anschließend Choreograhie (MA) in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Von 2008 - 2010 war sie Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie arbeitete u.a. für und mit Melissa Jones, Gabriel Wong, Rosalind Crisp, und Isabelle Schad. Im Sommer 2010 war sie für eine zweimonatige Research Residency bei Critical Path in Sydney. In einem chroeographischen Soloresearch, einem Workshop und beim Schnitt von Videomaterial untersuchte sie das Thema Body and Landscape. Für 2011 erhielt sie die Einstiegsförderung des Berliner Senats für das Projekt Into/Out of Landscape, das am 9.06.2011 bei Laborgras Premiere hatte.

Sie lebt und arbeitet als freie Choreographin in Berlin.

 

Daniel Vezza (Komposition) - studierte Komposition bei Raymond Wojcik, Steven Christopher Sacco, Nils Vigeland, Giampaolo Bracali, Mart in Bresnick und Ingram Marshall sowie in Meisterklassen, z.B. von Pierre Boulez. Seine Arbeiten wurden aufgeführt von Flexible Music, The Manhattan School of Music Composers Orchestra, and the Red Light New Music Ensemble. In der Manhatten School of Music erhielt er ein President’s Prize Stipendium für ein Studium der Komposition (BA). In der Yale University schloss er sein Kompositionsstudium mit einem Master ab und wurde mit dem Frances E. Osborne Kellogg Memorial Prize ausgezeichnet. In Berlin war er Meisterschüler in der Kompositionsklasse von Prof. Zimmermann.

Er lebt und arbeitet als freier Komponist in Berlin.

 

Johanne Castillo Bro (Dokumentation) studierte Tanzpädagogik in Dänemark und zeitgenössischen Tanz an der Iwanson Schule in München. Sie hat in vielen Tanzproduktionen und für diverse Tanzensembles in Paris, München, Berlin und Dänemark getanzt, z.B. MHK, Moebius, ACC/encorps, InSenso und dänische Rørstrømsk und Choreographen wie Katja Wachter, Willy Dorner, Jess Curtis, Gill Clarke, Rosalind Crisp, Olga Cobos und Peter Mika. Als Dramaturgin hat sie mehrere Jahre für die Theaterkompanie C.O.C. in Paris gearbeitet sowie für die Choreographin Anna Melnikova in Berlin.

Seit 2009 lebt und arbeitet sie in Berlin als freiberufliche Tänzerin, Dramaturgin und Choreographin.